Bolivien

 

In San Pedro de Atacama (Chile) treffen wir auf dem Campingplatz Silvia und Helmut wieder. Die beiden haben wir bereits in Ushuaia kennen gelernt. Wir erzählen, das wir gemeinsam mit Sonja und Christian die Lagunenroute fahren werden. Silvia und Helmut entscheiden spontan, dass sie sich uns auch anschliessen. So starten wir nach ein paar schönen Tagen in San Pedro dann mit drei LKW’s Richtung Lagunenroute in Bolivien. Noch auf halber Strecke machen wir einen Akklimatisierung Stopp um uns über Nacht etwas besser an die Höhe zu gewöhnen. Das Team ist guter Dinge, versteht sich gut und wir freuen uns alle auf die schon fast Sagenumwobene Lagunenroute.

 

Lagunenroute

 

Am nächsten Tag geht’s Richtung bolivianische Grenze. Die Personalformalitäten (Immigration) sind schnell erledigt und wir fahren die erste Lagune an. Die Lagunenroute ist nicht ganz so schlimm wie alle immer erzählen. Teile der Carratera Austral in Chile waren für unser Fahrzeug bedeutend schlechter zu befahren. So fahren wir entlang der Laguna Verde, machen diverse Fotostopps und geniessen die fantastische Aussicht und das fantastische Wetter. Die Route liegt praktisch immer über 4’000m. Wir stoppen bei den heissen Quellen von Polques. Hier springen wir alle zuerst einmal in das herrliche Becken mit +38°. Am nächsten Tag fahren wir zu den angeblich höchstgelegenen Geysiren der Welt auf ca. 4’900m.ü.m. Das Geysierfeld «Sol de Mañana» bieten ein tolles Spektakel, obwohl es eher Rauch Geysire als Wasser Geysire sind.

 

Die Fahrzeuge brauchen teilweise etwas Zuspruch, bis sie in dieser Höhe starten, allerdings gelingt es immer nach 2-3 Startversuchen. Wenn sie mal angelaufen sind, funktionieren alle Fahrzeuge praktisch einwandfrei trotz der Höhe. Keiner von uns musste irgendwelche Filter ausbauen, mit der Lötlampe den Tank heizen oder Sauerstoff «einspritzen». Allerdings haben wir die Fahrzeuge immer Richtung Sonnenaufgang geparkt, so dass die Morgensonne ihren Teil zum Start beigetragen hat.

 

Nach den Geysiren fahren wir Richtung Aduana, damit auch das Fahrzeug korrekt in Bolivien eingeführt wird. Der bolivianische Zoll liegt auf 5’033m. Wir arbeiten uns langsam hoch, wobei die Fahrzeuge einen tollen Job machen. Jeder kommt oben an und wir erledigen auch diese Grenzformalitäten mehr oder weniger schnell. Danach geht’s wieder runter Richtung Laguna Colorado. Die wunderbare Lagune wechselt je nach Sonneneinstrahlung die Farbe von grau blau bis ganz intensives rot. Tausende Flamingos tummeln sich auf rund 4’200 Meter Höhe in der Lagune.

 


Am nächsten Tag machen wir uns auf, Richtung Uyuni.
Da die Strecke hier teilweise massive Waschbrett Formationen hat (Ripio), und links und rechts extrem viel Platz ist um eine eigene Linie zu suchen, lassen wir es uns alle nicht nehmen etwas frei zu fahren. Schon auf dem hinweg zur Laguna Colorado haben wir das so gemacht. Also fahren wir auch heute so um die Lagune. Der Boden ist hart und wir sind zügig unterwegs. Zur besseren Koordination haben wir alle Funkgeräte dabei. Als dann auch plötzlich ein Funkspruch kommt, der grosse MAN hat sich festgefahren. Also drehen wir und der Mercedes um, um zurück zum MAN zu fahren.

 

Offensichtlich macht’s die Geschwindigkeit auf diesem Untergrund, der zwar oft genug hart ist, aber leider auch sehr weiche Stellen verbirgt. Der MAN war dann genau am falschen Ort leider zu langsam. Das Fahrzeug ist massiv eingegraben.

 

Wir beurteilen die Situation und entscheiden, das Fahrzeug teilweise auszugraben und dann mit dem Iveco raus zu ziehen.

 

Leider ist auch der Untergrund weiter vorne so weich, dass auch unser Fahrzeug sich so schnell eingräbt, das wir nicht mehr reagieren können. Zudem bekommen wir massive Schräglage, was schon fast problematisch wird. Also ganze Übung halt. Den Mercedes lassen wir tunlichst auf der festen Piste. Jetzt heisst es den MAN zuerst fertig auszugraben. Mit gemeinsamen Kräften schaufeln wir auf rund 4’200m höhe was das Zeug hält. Dann legen wir mit 10 Sandblechen eine Bahn. Dann heisst es 2 Meter fahren, stopp, hintere Sandbleche nach vorne bringen, eine neue Bahn legen, wieder 2 Meter fahren, und so weiter. So bekommen wir schliesslich Stück für Stück den MAN nach rund 1,5 Stunden wieder aus dem weichen Sand / Lehm Gemisch raus auf die befestigte Piste.

 

Danach sichern wir mit dem MAN den Iveco seitlich, damit bei der Bergung das Fahrzeug nicht umfallen kann. Dann schaufeln wir nochmals eine saubere Bahn, mit dem Mercedes ziehen wir dann den Iveco rückwärts raus, während der MAN die ganze Zeit von der Seite sichert. Die ganze Übung mit beiden Fahrzeugen hat dann rund 2,5 Stunden gedauert. Alle sind heilfroh, dass kein Schaden entstanden ist und wir nach einer Pause (auf über 4’300m Höhe, Sauerstoffarmer Luft und brennender Sonne, war das eine Riesenleistung von allen) und nach dem Aufräumen, gemütlich und ohne weiteren Unterbrechungen Richtung Uyuni fahren können.

Uyuni

 

In Uyuni besichtigen wir zuerst den Zugfriedhof, bevor wir uns in der Stadt einen Platz suchen um unsere Fahrzeuge abzustellen und zu übernachten. Wir haben Glück und dürfen direkt in Front der Armee Kaserne unsere drei Fahrzeuge hinstellen, inkl. Bewachung der Armee.  Am nächsten Tag wollen wir mit den Fahrzeugen auf den Salar de Uyuni fahren. Der Salzsee hat eine Fläche von rund 12'000 km2, rund ein Drittel der Fläche der Schweiz. Am Salzsee angekommen, sehen wir, dass es Wasser bei der Einfahrt hat, die Tourenanbieter fahren zwar unbeirrt durch das Wasser auf den Salzsee. Aber für uns ist das keine Option, zum einen wollen wir unsere Fahrzeuge nicht mit Salzwasser durchtränken und zum anderen haben wir grossen Respekt von den Ojos (Löcher im Salzsee). Wir wollen unsere Fahrzeuge nicht versenken. Also fahren wir zurück und buchen eine Tour.

 

Zu sechst plus ein weitere Touristin eingepfercht in einen Landcruiser, fahren wir am nächsten Tag auf den Salar. Wir fahren das Dakar Monument an, Essen in einem verlassenen Salzhotel, fahren (Incahuasi) eine der grossen Insel an und am Schluss des Tages fahren wir auf einen Teil des Salzsees, welcher rund 5 cm überschwemmt ist, um den Sonnenuntergang zu erleben. Es war alles ein grosses Erlebnis, und wir sind immer noch froh sind wir nicht mit unseren Fahrzeugen drauf gefahren.

 

Am dritten Tag fahren Silvia und Helmut weiter Richtung Chile, Christian und Sonja fahren mit uns Richtung Potosí.

 

Potosí

 

Potosí hat eine lange Tradition im Bergbau. Leider nicht nur eine Ruhmreiche. In Potosi wollen wir einen Stellplatz anfahren welcher aber aufgrund eines Marktes gesperrt ist. Wir finden einen neuen und bewachten Platz, direkt beim Busbahnhof. Am nächsten Tag fährt der Mercedes weiter, während wir uns Potosí einen halben Tag anschauen. Danach fahren auch wir weiter Richtung Sucre.

Sucre

 

In Sucre gibt es einen kleinen Overlander Campingplatz, welchen wir anfahren. Leider ist das Tor so schmal, dass wir mit dem Iveco nicht reinkommen. Also parkieren wir direkt vor dem Camping an der Strasse, was wunderbar klappt. Auf diesem Camping treffen wir auch wieder auf unsere Schiffs-Freunde Christine & Burkhard aus Saarbrücken wieder und stossen mit ihnen auf unser Wiedersehen bei einem gemütlichen Abendessen an. Tauschen die Erlebnisse der vergangenen 200 Tage in Südamerika aus. Sucre ist eine schöne Stadt, uns gefällt es sehr gut und wir bleiben einige Tage «hängen».

 

Irgendwann zieht’s uns dann weiter Richtung La Paz. Also suchen wir uns die Strecke raus und fahren los. Richtung Oruro. Die Strecke hat es allerdings in sich. Rauf und runter und rauf und runter und irgendwann ist fertig mit der geteerten Strasse. Wir befinden uns gemäss GPS und Karte auf der Richtigen Strecke, aber die Strasse macht nicht den Anschein, dass es hier weitergeht. Es wird immer holperiger und wir sind mitten in den Bergen. Die Leute schauen uns an, als ob hier noch nie ein so grosses Fahrzeug durchgefahren wäre. Immer wieder fahren wir nur im ersten und zweiten Gang über grosse Löcher Bergauf und Bergab. Wir sind so langsam, dass es langsam aber sicher dunkel wird. Wir fahren voll beleuchtet (ich vermisse gerade meine Nebelscheinwerfer welche ich in Torres del Paine in Chile verloren habe) noch ein gutes Stück, bis wir einen Platz direkt neben der Strasse finden um auf 4’200m zu übernachten. Morgens um 00.30 Uhr weckt uns die Polizei. Wir müssen den Führerschein zeigen. Alles gut, sie fahren weiter. Leider bringen wir fast kein Auge mehr zu, so wird die Nacht lang und der nächste Tag etwas mühsam. Mittlerweile bemerken wir, dass diese Strecke durchaus eine ganz normal benutze Verbindung ist. Es fahren grosse Busse über diese Piste. Wir kommen uns wie totale Touris vor, welche unbedingt Allrad und alles Zeug bauchen, die Einheimischen aber mit normalen Fahrzeuge drüber brettern. Es ist wieder mal so, dass wohl die Geschwindigkeit alles ist um jegliche Hindernisse zu kommen. Die Busse hüpfen förmlich über Stock und Stein, wir wollen uns nicht vorstellen wie es den Insassen dabei geht.

 

Nach langer und abwechslungsreicher Fahrt durch die wunderschöne bolivianische Natur und das Hochland, erreichen wir über El Alto die quirlige Stadt La Paz. Hier gilt, Gottvertrauen und wenn das nicht hilft, Huuuupen!!!

La Paz

 

Von El Alto geht’s rund 700m direkt in die Tiefe in das Tal wo La Paz und die Agglomeration angesiedelt ist. Wir steuern das Hotel Oberland an, welches bekannt ist für Overlander und entsprechend für dessen Bedürfnisse ausgerüstet ist. Das Hotel wird von einem Schweizer geführt und die Speisekarte verspricht viel Heimat.

 

Während des Aufenthaltes haben wir nicht einmal selber gekocht. Fondue Chinoise, Fondue Bourguignonne, Raclette, Cordonbleu, Stroganoff etc. etc. es war einfach toll.

 

Natürlich haben wir auch LA Paz selber besucht. Der Schwarzmarkt ist besonders beeindruckend, da kriegst du alles, wirklich alles. Der Hexenmarkt mit diversen «Wundermitteln» sowie das Cholita-Wrestling waren ein absolutes Highlight. Ein weiteres Highlight sind die Gondelbahnen kreuz und quer durch die Stadt. Hier kann man die tolle Aussicht geniessen und sich von einem Ende ans andere fahren lassen und dies für keine 50 Rappen pro «Seilbahn-Farbe» (aktuell im Betrieb: 4 Farben, 1 geht bald auf und nochmals 15!!! sind in Planung, es soll die chronisch verstopfte Innenstadt von La Paz entlasten).

 

Nachdem wir das Valle de la Luna besichtig haben, sind wir Richtung Titicacasee aufgebrochen. Raus aus La Paz, hat sich dann als umständlicher als gedacht gestaltet, da wieder Markt war und wir mitten durch die Stadt mussten.

 

Unterwegs haben wir noch einen Abstecher nach Tiwanaku gemacht. Tiwanaku ist die wichtigste und sehenswerteste präkolumbische Kulturstätte Boliviens (UNESCO-Weltkulturerbe).

 

Hier haben wir auch noch den Schweizer Namens Peter kennen gelernt, welcher sich in Chile niedergelassen hat und sich dort eine neue Existenz aufbaut.

 

Copacabana / Titicacasee

 

Die Strasse ist mehr oder weniger Einwandfrei und wir kommen schnell voran. Damit wir die Grenze nicht zweimal passieren müssen, fahren so, dass wir mit einer Fähre über den Titicacasee übersetzen und somit immer auf Bolivianischem Boden sind. Die Fähre ist ein Abenteuer für sich. Es ist eine Holzfähre die jeweils ein bis max. zwei Fahrzeuge aufnehmen kann und wo man vorwärts reinfährt und rückwärts wieder raus. Ein absolutes Highlight für uns, auch wenn es etwas komisch auf so einem kleinen Holz Boot ist.

 

Nun sind wir in Copacabana (dem Namensgeber des gleichnamigen Strandes in Rio, Brasilien) angekommen. Hier fanden wir einen Super Overlander Platz, geschützt im Innenhof wo wir stehen können und uns die Stadt noch etwas anschauen.  Es trifft sich super, denn am Wochenende ist hier ein 3tägiges Fest und die ganze Stadt ist von frühmorgens bis spät abends auf den Strassen. Tanzt, feiert und trinkt Bier für die Medaille! Ein einmaliges Erlebnis. Wir lassen es uns hier noch etwas gut gehen, bevor wir uns auf die angeblich etwas komplexe Grenze von Peru stürzen und uns dann Richtung Machu Picchu aufmachen.

 

Jetzt sind wir gerade auf einem kleinen aber gemütlichen Parkplatz eines Hostels mit super Internet und treffen wieder auf Sivia und Helmut mit dem MAN. Morgen weren wir vermutlich zusammen Richtung Puno fahren, um die schwimmenden Inseln aus Schilf zu besuchen.

 

 

Bis bald, Gruss

 

CBontour

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