Kolumbien

 

 

 

Kurz vor Ende Jahr hier noch unser Bericht über Kolumbien. In der Zwischenzeit haben wir sehr sehr viel erlebt. Fangen wir doch am besten mit unserem Grenzübertritt von Ecuador nach Kolumbien an und unserer ersten Nacht beim «Santuario de Las Lajas».

 

 

«Santuario de Las Lajas»

 

Nach unserem Besuch auf dem kunstvollen Friedhof in Tulcan, machen wir uns noch bei Tageslicht zum Grenzübergang «Rumichaca» auf. Alles so weit so gut und recht schnell abgewickelt inkl. der Versicherung für Kolumbien, bis der Zöllner die TIP (temporären Import Papiere) für den Töff erstellt und von Biljana den internationalen Führerschein haben möchte. Nachdem wir ihm erklärt haben, dass sie nur die Besitzerin ist und Christoph der Fahrer des Motorrads, schaut er uns mit langem Gesicht an und meint ganz entgeistert, dass dies leider nicht funktioniere. Er müsse schon eine schriftliche Vollmacht von uns haben, auf welcher explizit steht, dass Christoph das Motorrad fahren darf. Wir verdrehen schon mal die Augen, weil noch an keinem Grenzübergang jemals jemand ein solches Schreiben sehen wollte und das sagen wir ihm in unserem «super» Spanisch auch. Er sieht nach wie vor nicht begeistert aus und weiss nun auch keinen Rat. Kein Problem, wir machen ihm den Vorschlag am nächsten Tag, es ist mittlerweile stockfinster und bald Feierabend, nach Pasto zu fahren und uns bei einem Notar eine solche Vollmacht ausstellen zu lassen. Den Vorschlag findet er auch nicht so cool (ok, wir könnten ja einfach nicht mehr zurückkommen). Ok, neuer Versuch… er soll doch einfach die Nummer von Christophs Führerschein eintragen, das hätten sie schliesslich in Peru auch so gemacht, fügen wir an. Und oh Wunder, er machtes. Wir dachten schon wir kommen nie mehr weg. Aber er will in den Feierabend und uns loswerden. Ziel erreicht, Papiere erhalten. Und nun los im Dunkeln zum Parkplatz der Seilbahn des «Santuario de Las Lajas» weiter. Wir da, Tor geschlossen. Super. Wo sollen wir nun parken und schlafen? Wir versuchen es beim «alten» Parkplatz wo wir weg gewunken werden – kein Camping mehr möglich. Also zurück zum Anfang und zur Seilbahn. Unser Hupen wird leider nicht gehört, wir haben noch immer kein Schiffshorn drauf, also klettert Christoph kurzerhand über das grosse Tor und erschreckt den Security beim TV-Schauen fast zu Tode. Nachdem sich sein Schreck gelegt hat, lässt er uns rein. Am nächsten Morgen fahren wir mit der Seilbahn zum «Santuario de Las Lajas» und bewundern die katholische Basilika, die beinahe etwas an Lourdes erinnert.

 

 

Von der «Laguna de la Cocha» über den «Trampolino del Muerte» über Mocoa nach San Augustin

 

An der «Laguna de la Cocha» beim «Chalet Guzman» treffen wir wieder auf unsere Freunde Silvia & Helmut im weissen MAN. Unsere Reiseroute verläuft etwa gleich und so beschliessen wir beim Abendessen nach San Augustin und den Stein-Männchen zu fahren. Wir entscheiden uns für die kürzere aber auf keinen Fall schnellere Route über den «Trampolino del Muerte» bis nach Mocoa und dann weiter nach San Augustin zu fahren. Am nächsten Morgen fahren wir sehr früh los um keine Zeit zu verlieren. Die Strecke ab San Francisco (ca. 77km bis Mocoa) wird es richtig in sich haben. Die Strasse «Trampolino del Muerte» liegt vor uns und will «bezwungen» werden. Das Gebiet ist wunderschön und beeindruckend. Links der Berg der steil aufragt, rechts geht’s teilweise senkrecht runter in die Schlucht. Die Strasse ist einspurig und es gibt sehr oft Gegenverkehr. An kleinen Ausbuchtungen muss versucht werden, im Schritttempo, aneinander vorbei zu kommen. Es kommt schon mal vor, dass wir oder auch der Gegenverkehr, einiges zurücksetzen muss um den anderen vorbei lassen zu können. Teilweise wird’s echt eng, zweimal streifen wir einen anderen LKW ganz leicht, nur um aneinander vorbei zu kommen. Es sind aber nur kleine Berührungen, welche keine Schäden hinterlassen. Nach über 8h für die «paar» Kilometer, erreichen wir Mocoa gerade richtig als es Eindunkelt und alle, aber wirklich alle, Bewohner des Dorfes sich auf der Strasse befinden um die Kindern aus der Schule und Kindergarten mit dem Motorrad abzuholen. Es wuselt nur so von kleinen Mopeds mit jeweils 2-4 Personen drauf und sie fahre wirklich Kreuz und Quer. Ein Höllenritt und zu allem Übel hat es noch ganz viele sehr schlecht oder gar nicht signalisierte Umleitungen durch Mocoa. Wir denken uns: «Super, wenn das in jedem Dorf so ist, wird Kolumbien richtig abenteuerlich!». Nach gut einer halben Stunde schaffen wir es aus dem Dorf zu kommen und an einer Tankstelle für die Nacht zu halten. Früh am nächsten Morgen kommt noch der MAN und berichtet, dass sie von einem Rauschen aufgeweckt wurden. Beim Herausschauen hatte sich das Flüsslein an dem sie standen, in einen reissenden Fluss verwandelt und sie konnten gerade noch rechtzeitig wegfahren, bevor das Bord weggespült wurde. Es hatte nämlich die ganze Nacht heftig geregnet und uns wird bewusst, wie viel Glück wir am Vortag mit dem Wetter gehabt haben. Einige Zeit später stosse wir im Internet auf einen Bericht über Mocoa und nun wird uns auch klar, warum durch die ganze Stadt Umleitungen führten. Anfang April 2017 ist eine grosse Schlamm Lawine aus den Bergen heruntergekommen und hat einen Teil des Dorfes unter einer 4m hohen Schlamm Schicht begraben. Leider sind dabei über 300 Menschen in den Tod gerissen worden.

 

Weiter geht nach San Augustin. Unterwegs passieren wir mehrere Militär-Posten. Manche halten uns an und wollen die Papiere sehen und andere sind sehr neugierig was wir denn im Aufbau drin haben. Als wir sagen, dass dies unsere «Casa Rodante = Rollendes-Haus» ist, sind sie ganz begeistert und erstaunt, dass wir sogar darin schlafen, kochen und duschen können. Alle sind entspannt, auch wenn jeder von ihnen ein dickes Maschinen-Gewehr bereithält. In San Augustin angekommen, besichtigen wir die Stein-Männchen im Wald und dürfen vor dem Eingang zum Park übernachten. Zur Feier des Tages und des Vortages, gibt’s die letzten mega köstlichen ecuadorianisch-deutschen Bratwürste und einen Kartoffelsalat zum Abendessen.

 



 

Tatacoa-Wüste

 

Weiter geht’s nordwärts Richtung Bogota. Unterwegs erwartet uns noch die Tatacoa-Wüste. Kolumbien ist einiges Grösser als Ecuador und wir müssen wieder mehr fahren um an unsere Ziele zu kommen. Kurz vor der Tatacoa-Wüste geht’s aus den «Bergen» richtig runter ins Tal und hier lernen wir endlich das tropisch-heiss-schwüle-Klima kennen. Wir quartieren uns in den Garten einer Kolumbianischen Familie ein und fallen fast schon aus unserer Kabine heraus, weil es mit jedem Meter tiefer auch ein Grad wärmer wurde. Hier herrschen gefühlte +60°. Als wir dann noch hören, dass sie einen Pool haben, sind wir in weniger als 3min drin. Wir sollten erwähnen, dass es ca. 17.30Uhr war als wir ankamen und die paar Minuten die wir draussen verbracht haben, wurden wir von fast schon unsichtbaren Mini-Mücken verstochen. Unsere Beine, Arme, Rücken und alle weiteren nackten Stellen am Körper, waren übersäht mit roten Tupfen. Hat lustig ausgesehen und Gottseidank haben sie nicht gejuckt und sich nach 4h komplett auch zurückgezogen. Nochmals zurück zum Pool. Der war einfach herrlich zu der späten Stunde. Noch nie im Leben waren wir um eine Abkühlung so dankbar wie in dem Moment. Der Platzbesitzer brachte uns noch eine grosse Platte mit grünen Mango-Stücken und Salz. Ihr denkt bestimmt, wääähhhh…. Aber lasst euch sagen, dass diese Kombination wirklich lecker und erfrischend ist. Ein Muss bei jeder Kolumbien und Ecuador Reise! Auf dem Platz gönnen wir uns einen Pause-Tag vom Fahren, geniessen das warme Wetter und laden mit dem schnellen Internet eine weitere Folge der 7. Game of Thrones-Staffel herunter. (Jeder der die Game of Thrones Serien gesehen hat, wird uns vollkommen verstehen können, warum uns das so wichtig war.) Am nächsten Tag brechen wir zur 60km entfernten Tatacoa-Wüste auf. Unterwegs fahren wir den grössten Teil schon unter einer wunderschönen Baumallee mit weit gebeugten Ästen über der Strasse, welche wunderbaren Schatten in der brennenden Sonnen-Hitze spenden. Wir düsen mit gut 60km/h über die recht wellige Piste und plötzlich ruft Christoph aus, was ihn denn da plötzlich am Unterarm (welcher aus dem Fenster lehnt) gepackt hat. Nach 2-3 mal kräftig schütteln, ist der Griff nach wie vor nicht gelockert worden. Ein Blick zum Arm und was entdeckt er da? Einen Frosch! Schnell rechts ranfahren und halten… kaum gestoppt, hüpft der fast komplett weisse Frosch zur Armatur und in Richtung Biljana. Dann wieder zurück zum Lenkrad und dann an die Türe. Christoph macht die Tür auf und steigt aus um den Frosch, den er mittlerweile mit seiner Kappe gefangen hat, ins Gebüsch zu bringen. Ein Erlebnis das es so nicht alle Tage gibt und das noch bei voller Fahrt. Wir fragen uns woher der kam. Vermutlich sass er auf der Kabine und ist dann runtergesprungen. Weiter geht unsere Fahrt zur Tatacoa-Wüste. Eine sehr eindrückliche Gegend, aber viiiiiiiiieeeeel zu heiss. Wir beschliessen nach kurzer Zeit uns einen Übernachtungsplatz zu suchen und finden in der Nähe in der Wüste ein Restaurant wo wir gemütlich Mittagessen und uns abkühlen. In den letzten Sonnenstrahlen gesellen sich unsere MAN-Freunde zu uns und wir sitzen das erste Mal auf der ganzen Reise bei über 20 Grad bis um Mitternacht vor den Fahrzeugen und geniessen den klaren Nachthimmel. Wir waren doch die längere Zeit der Reise in eher kühleren Gegenden und abends/nachts war es recht kalt um bis in die Nacht draussen zu sitzen.

 

Bogota

 

Am nächsten Tag geht es weiter nach Bogota. Wir fahren noch ein Stück durch die Wüste Richtung grosse Strasse, welche uns Richtung Bogota bringt. Wir fahren durch kleinste Dörfer und wildes Land auf einem ehemaligen Bahngleis. Das Gleis ist nicht mehr da oder es wurde zugeschüttet. Irgendwann kommen wir zu einer riesigen Brücke wo wir drüber müssen. Es ist ziemlich hoch über dem Fluss. Die Brücke sieht aber sehr stabil aus, immerhin hat sie früher Güterzüge ausgehalten. Wir fahren drüber und sind wie immer froh, wenn wir dann drüben auch wieder heil angekommen und auf festem Boden sind. Zwischendurch halten wir auf dem Weg nach Bogota an um uns zu erfrischen und etwas zu essen, dabei stellen wir fest, dass es nach Gas riecht. Einer der Gastanks leckt. Also haben wir die Tanks mal vorsichtshalber zugeschraubt, nicht dass wir plötzlich noch den Luftweg nach Bogota nehmen. Unterwegs finden wir dann auch eine passende Übernachtungsstelle auf dem Parkplatz bei «la vache qui rit» Eine Firma welche Milchspezialitäten in allen möglichen Formen verkauft. Biljana, Silvia und Helmut haben Hunger. Christoph repariert in der Zwischenzeit die lecken Gasanschlüsse an den Gastanks. Durch die vielen Rüttelpisten, haben sich die Anschlüsse einfach losgerüttelt. Mit Teflon Band und gut anziehen der Verschraubungen passt nachher auch alles wieder. Auf diesem Parkplatz treffen wir auch wieder ein französisches Pärchen das mit uns in Uruguay gestartet ist. Im Gegensatz zu uns sind sie allerdings bereits 4x ausgeraubt worden.

 

Am nächsten Tag geht’s weiter. Doch auch an diesem Tag wird’s nicht langweilig. Der Lasti zickt plötzlich rum. Die Strassen gehen rauf und runter, und immer wieder haben wir Leistungsverlust bis er manchmal gar kein Gas mehr annimmt. Vor der nächsten grossen Steigung entscheiden wir bei einer Tankstelle raus zu fahren. Kurz überlegen wir woran es liegt, dann nehmen wir den Dieselvorfilter auseinander. Der Filter ist komplett zu. Kein Problem, wir haben Ersatz dabei…. Dachten wir. Der Ersatzfilter hat offensichtlich den Weg nicht bis in unsere Ersatzteilbox gefunden. In der zwischenzweit fährt der MAN bei uns auf den Platz. Helmut hat glücklicherweise einmal einen falschen Filter erhalten, der exakt bei uns passt. Das Problem ist nun schnell gelöst und wir können weiterfahren. Bevor wir aber weiterfahren, tanken wir gleich noch auf der Tankstelle unsere beiden Tanks auf. Der Tankwart ist offensichtlich überfordert, zwei Tanks zusammen zu rechnen, und vergisst die Mehrwertsteuer zu verrechnen. Wir bemerken es zwar, aber denken uns nicht sehr viel dabei. Nach einem langen Aufstieg den Berg hoch fahren wir dann an eine weitere Mautstation hin. Dabei winkt uns schon die Polizei kurz vorher raus. Er erklärt uns in zügigem Spanisch das wir die Tankstelle übers Ohr gehauen hätten und nicht den vollen Betrag bezahlt haben und überhaupt zuerst mal alle Papiere etc etc. Irgendwann versteht Christoph nur noch Bahnhof, weil es einfach zu schnell ist. Zudem steigert sich seine Betriebstemperatur langsam, nach dem der Polizist nicht langsamer sprechen will/kann?! Er steigt aus um auf Augenhöhe zu sein, winkt dem Polizisten zu sich und geht mit ihm ums Fahrzeug zu Biljana. Christoph sagt dem Polizisten er solls doch noch einmal erzählen aber bitte ihr. Also alles noch einmal, da verstehen wir langsam um was es geht. Jetzt packt Biljana alle Belege raus und zeigt dem Polizisten die Beträge. Es geht dann noch etwas hin und her, unter anderen machen wir gleich noch eine Grundausbildung im Taschenrechner bedienen, damit auch die Polizei auf die gleiche Differenz von 70'000 Pesos kommt und nicht wie anfänglich 100'000 Pesos. Die Polizei bemerkt auch, dass der Fehler nicht bei uns liegt. Anfänglich wollten Sie das wir die ganze Strecke wieder runterfahren und das vor Ort bezahlen. Christoph hat sich geweigert. Telefonisch wurde dann dem Tankwart durch die Polizei mitgeteilt, dass er das Geld hier abholen kann, da der Fehler bei ihm liegt. Das Geld haben wir der Polizei ausgehändigt (sicherheitshalber schiessen wir noch ein Foto vom Polizisten und wie er das Geld hält, nicht das uns an der nächsten Mautstation wieder die Polizei anhält) und sind nach rund einer Stunde weitergefahren. Die Polizei war am Schluss sehr entspannt und freundlich. Christoph auch wieder und Biljana sowieso :-)

 

In Bogota angekommen, fahren wir auf einen bewachten Parkplatz nahe einem Einkaufscenter. Wir erkunden in den nächsten beiden Tagen Bogota. Doch da der Besuch des Papstes ansteht, ist Bogota im Ausnahmezustand und genau an dem Tag ist auch noch, zu unserem Leid, das sehr sehenswerte Goldmuseum geschlossen. Wirklich schade. Aber zum Trost gehen wir in ein absolut tolles kleines Französisches Restaurant Mittag essen und Wein trinken.

 

 

Salz Kathedrale, Zipaquirá

 

Wir fahren weiter Richtung Zipaquirá und zur unterirdischen Salz Kathedrale. Die Anlage ist sehr beeindruckend und einfach riesig! Wir verbringen den ganzen Tag in der Kathedrale und dürfen sogar selber in einem stillgelegten Stollen Salz rausschlagen. Gar nicht sooo einfach. Am nächsten Morgen weckt uns bereits in aller Frühe eine Gruppe älterer Damen, welche sich einen Fitnesstrainer gebucht haben und nun auf dem Parkplatz ihre «Alters-Fitness-Übungen» machen. Mehr mit dem Auge auf dem Trainer, aber doch sehr eifrig. Wir fahren weiter Richtung Filandia. Einmal mehr überqueren wir einige grosse Berge und Pässe. In Honda finden wir einen wunderbaren Platz auf einem Hotelgelände mit Pool. Auch hier fallen wir wieder aufgrund der Temperaturen ins Wasser und geniessen den herrlichen Platz für uns alleine. Der Besitzer ist sehr freundlich und wir bleiben hier zwei Nächte.

 

 

Filandia

 

Weiter geht es über viele grüne Berge bis wir nach langer Fahrt in immer engeren Nebenstrassen über eine Holperpiste in der «Steelhorse Finca» in Filandia ankommen. In der Zwischenzeit leuchten neben der Lampe für die Quersperre auch die Lampe fürs Volllicht. Wir fahren im Moment nur noch mit Volllicht und wissen noch nicht wieso. In der Finca, nimmt Christoph die Scheinwerfer auseinander und findet die Ursache. In einer Glühbirne hat der eine Glühfaden direkt mit dem zweiten Glühfaden einen Kurzschluss gemacht und dabei auf Dauervolllicht gestellt. Nachdem die Birne ausgebaut wurde, hat alles wieder funktioniert. Die Leuchte für die Sperre, einmal abgehängt und wieder angeschlossen, seit da funktioniert diese auch wieder so wie sie sollte. Nämlich leuchten, wenn die Sperre eingeschalten ist, und nicht leuchten, wenn die Sperre ausgeschalten ist.

 

Am nächsten Tag gesellt sich auch die MAN Crew dazu und wir machen am Abend alle ein grosses Barbecue mit den anderen Reisenden zusammen welche vor Ort sind. Es ist super gemütlich und mit dem feinen Essen zusammen ein perfekter Abend.

 

Wir entschliessen uns nach 2 Nächten Richtung Salento zu fahren um eine Kaffee Farm, die von einem Engländer geführt wird, zu besichtigen. Da es mittlerweile geregnet hat, ist das Strässchen von der «Steelhorse Finca» zurück zur Hauptstrasse ziemlich aufgeweicht und in einer Kurve hat es die Strasse teilweise weggespült. Wir kommen bis zur Kurve gut voran. Doch dann bleibt der Lasti stehen, mit 4 durchdrehenden Rädern. Christoph bemerkt, dass der Lasti anstatt vorwärts zu fahren nun trotz allen Rädern gebremst langsam rückwärts rutscht. Da Christoph fast immer mit offenem Fenster fährt, schaut er raus und kann den Lasti beim rückwärts rutschen ans Bord verkeilen und in einen grossen Stein lenken, damit der LKW endlich stehen bleibt. Die Strasse, bzw. die rote Erde ist wie Seife. Biljana ist mittlerweile weiss im Gesicht, Christoph ist noch relativ entspannt, er meinte «immerhin hat der Lastwagen ja angehalten». Also alle Sperren die wir haben rein und nochmals probieren. Es funktioniert nicht, wir rutschen hin und her und der Lasti will einfach nicht. Trotz Sperren dreht alles durch. Christoph rutsch den Lasti nochmals einigermassen kontrolliert rückwärts ins Bord. Viel weiter sollte es dann nicht mehr rutschen meinte Christoph, da wir in einer Kurve stehen, gehts gerade nach hinten dann auch runter. (Biljana ist noch weisser im Gesicht – an der Stelle sei erwähnt, dass es den Beifahrer in solch einer Situation hin und her schlägt). Christoph fährt soweit möglich nach hinten um dann eine andere Linie zu wählen, da die Verschränkung in der engen Kurve einfach an ihr Limit kommt. Mit kontrolliertem Vollgas in der Untersetzung und einer anderen Linie, kommen wir mit seitlich ausbrechendem Heck ganz knapp vorwärts, gerade so dass es genügt genügend Grip aufzubauen um vorwärts zu kommen. Als es dann so aussieht, dass es doch nicht geht, flucht Christoph auf seine alte Gummikuh (Lasti) und meint, «sicher nicht oder?» und «jetzt mach vorwärts», oder auch «das kanns doch jetzt nicht sein» und gibt noch etwas Gas damit die Räder nun doch anfangen zu wühlen. Siehe da, der Lasti (oder Christoph, es ist nicht ganz klar), wollte das nicht auf sich sitzen lassen, wir kommen knapp raus und können weiterfahren. Es war erstaunlich wie so ein unscheinbares Hindernis uns doch echte Mühe bereitet hat. Mit ein paar Schrammen und kaputtem Nummernschildhalter fahren wir ohne weiteren Zwischenfälle Richtung Kaffee Farm.

 

 

Salento, Kaffee Farm Plantation House

 

Wir besichtigen die Kaffee Farm und erfahren vieles spannendes über die Produktion von Kaffee. Zum Beispiel, dass es Arabica und Robusta gibt und dass es dabei unterschiedliche Anbauorte und Verwendungszwecke gibt. Nach der Besichtigung, wird von der rohen Bohne bis zum fertigen und trinkbaren Kaffee der ganze Prozess durchgegangen und anschliessend verköstigt. Einfach herrlich so ein frischer Kaffee.

 

 

Valle del Cocora

 

Nach der beeindruckenden Kaffee-Farm, essen wir im Dorf noch superfeine Burger und fahren im Anschluss in das Valle del Cocora. Hier gibt es bis zu 60m grosse Wachspalmen. Die Palmen stehen einzeln oder in kleinen Gruppen irgendwo in der Wiese. Leider ist für den Nachwuchs der Palmen nicht wirklich gesorgt, da die Einheimischen ihre Kühe auf diese Wiesen lassen, werden auch junge Palmsprosse neben dem Gras mitgefressen. Sie haben keine Chance zu wachsen. Wir parkieren auf einer schmalen Ausbuchtung und geniessen die tolle Abendstimmung. Hier treffen wir auf ein weiteres Schweizer Paar und tauschen uns zu sechst bei einem gemütlichen Kaffee und Sonnenuntergang über unsere bisherigen Reisetage und Erfahrungen aus.

 

Am nächsten Tag wandern wir noch etwas umher um die tolle Landschaft zu erleben. Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg in Richtung Medellín.

 

 

Medellín

 

Vorneweg, Medellín ist super. Zuerst fahren wir einen kleinen Platz, weit ausserhalb von Medellín, an. Der Weg dorthin ist sehr eng und mühsam. Endlich angekommen, ist der Platz selbst zwar schön aber viel zu teuer und hält nicht was er an Infrastruktur verspricht. Wir entscheiden eine Nacht zu bleiben, der Tag war lange und wir sind müde. Zudem ist er zu weit weg von der Stadt.

 

Am nächsten Tag finden wir einen neuen Platz, welcher von ambitionierten jungen einheimischen Brüdern geführt wird. Der Platz ist einfach perfekt. Es hat viele Overlander hier und die Infrastruktur ist etwas vom Besten was wir seit längerer Zeit gefunden haben.

 

In den nächsten Tag machen wir eine geführte Tour durch Medellín, in der wir sehr viel Spannendes über die Stadt, deren Geschichte und Bewohnern, hören und erleben. Wir erkunden die Stadt auch auf eigene Faust. Wobei wir auch in die grossen Einkaufszentren gehen. Die Metrobahn ist die sauberste die wir je gesehen haben. Da könnte man direkt vom Boden essen. Allerdings ist essen und trinken in der Bahn strikte verboten. Die Sitze sind wie neu und es gibt kein einziges Graffiti in oder an der Metro. Die Einheimischen sind unglaublich stolz auf die Metro, da sie für das moderne und fortschrittliche zukunftsorientierte Medellín steht, welches seine Altlasten (die Zeit mit Pablo Escobar und dem Medellín-Kartell) einfach hinter sich hat stehen lassen. Überhaupt leben die Bewohner der Stadt für den Fortschritt, Tourismus und die Zukunft. Man lebt nicht in der eher schweren Vergangenheit. Das finden wir toll und man spürt den Wind dieser «Aufbruchstimmung». Wir fahren mit der Metro, mit den Gondelbahnen und mit dem Motorrad quer durch die Stadt und geniessen Medellín und die wunderschöne Umgebung.

 

 

 

Guatapé

 

Irgendwann fahren wir weiter Richtung Guatapé. Guatapé liegt inmitten einer Seenlandschaft, welche aufgrund eines angelegten Stausees entstanden ist. Das Dorf ist sehr gemütlich und bunt und es gibt an jeder Hauswand eine andere Malerei zu bestaunen. Man muss aber erwähnen, dass Guatapé sehr stark von Touristen frequentiert wird und es ist Naherholungsgebiet der Stadtbewohner von Medellín. Silvia und Helmut fahren Wasserski, während wir uns hoch über den See mit einer Zipline hochziehen lassen und danach am Stahlseil runter sausen. Ein cooles Erlebnis. Das grösste Highlight von Guatapé ist aber der riesige Felsen «La Piedra Del Peñol» mit seinen 649 Stufen die man erklimmen muss, um ganz nach oben zu gelangen. Wenn man endlich die Spitze erreicht hat, erlebt man eine umwerfende 360° Aussicht über die ganze wunderschöne Seenlandschaft.

 

 

 

Tayrona Nationalpark, St. Marta

 

Nach unserem Aufenthalt in Guatapé, geht es zurück nach Medellín und dann in 3 Tagen Fahrt, an die Karibikküste von Kolumbien und in den Tayrona Nationalpark. Kaum haben wir Medellín hinter uns gelassen, geht es auch nach ca. 200km Fahrt runter auf Meereshöhe und immer weiter Nordwärts. In diese Gegend hat es nicht sonderlich viele touristische Sehenswürdigkeiten und so machen wir unsere letzte 3-tägige Fahrt bis zum Nationalpark Tayrona. Das Klima wird nun endlich oder zu unserem Leid fast, richtig tropisch und heiss. Zu der Zeit tobt in der Karibik der Hurrikan «Irma». Wir bekommen nur einige Wolken davon ab. Auf unserer Fahrt und der Hitze sehr willkommen, da wir weder in der Kabine noch im Aufbau eine Klimaanlage haben. Auf unserer Transferstrecke übernachten wir einmal an einem Hotel mit Pool und ein anderes Mal hinter einer Tankstelle. Da es für uns noch nie problematisch war an Tankstellen zu übernachten, denken wir uns am Anfang auch nicht so viel, als uns der Wachmann bittet, uns um 6m zu verschieben, damit ein Gas-Tanklastwagen auch parkieren kann. Ok, machen wir, kein Problem. Kaum haben wir uns schlafen gelegt, rattert es unterhalb unseres Fensters und ein Pick-Up fährt keine 2m neben uns ran. Es herrscht plötzliche Hektik und ein paar Männer steigen aus und fangen an, leere Gasflaschen vom Pickup zu nehmen. Das hört man gut, da die Flaschen laut scheppern – es spricht aber kaum einer ein Wort. Wir wagen es nicht Licht im Aufbau zu machen und schauen gespannt raus bis uns dann aufgeht was die neben uns treiben. Die leeren Gasflaschen werden geschüttelt, das Ventil dann aufgedreht damit das restliche Gas entweichen kann und dann wir der grosse Gas-LKW angezapft. Die ganze Aktion ist illegal und wir riechen zu unserem Entsetzen auch noch Gas im Aufbau. Jetzt nur Hoffen und beten, dass keiner von den Typen eine Zigarette anzündet und die Kippe danach einfach wegwirft. Da wir ja nun den Bericht schreiben, ist wohl alles nochmals gut gegangen. Nach 2h fährt der Pickup weg und ein neuer kommt hin. Um 3Uhr morgens ist endlich alles vorbei und auch Biljana kann wieder schlafen. ABER um 7Uhr früh klopft es an unserer Türe und der Wachmann möchte 10'000 Pesos fürs Übernachten pro Fahrzeug haben. Er hat aber die Rechnung ohne Biljana gemacht, welche ihm nach 4h Schlaf und Gasgeruch im Aufbau und noch fast zugeklebten Augen «nett» aber sehr bestimmt erklärt, dass er das vergessen kann nach der Nachtaktion bis 3Uhr früh und Lärm. Da wir grundsätzlich aber froh sind um einen bewachten Parkplatz, erhält er einige Pesos fürs Übernachten und zieht ohne ein weiteres Wort davon.

 

Neben dem Tayrona Nationalpark stelle wir uns in einem Surfer-Hostel für 2 Nächte hin und erleben die heissesten Tage und Morgen überhaupt – es ist nicht mehr schön, denn vom Meer her weht der Wind richtig heisse Luft zum Strand und es hilft nur noch kalt Duschen und die heftigen Gewitter sind auch eine willkommene Abkühlung. Anschliessend verschieben wir und die MAN-Crew uns in den Tayrona-NP und erkunden den Park soweit es uns die Hitze erlaubt den Park und die unberührten Strände. Die beiden Mädels sind mittlerweile ein super eingespieltes Koch-Team und es gibt mal wieder ein fantastisches Fajitas-Essen zwischen den beiden Lastwagen. Nur mit dem super heftigen Gewitter hat niemand gerechnet und während wir zwar im Trockenen unter der Seitenmarkise sitzen und weiterschlemmen, konzentriert sich die Gewitterzelle genau über uns und die Blitze schlagen neben uns nur so ein und es geht keine 10min und unter dem Tisch stehen wir alle mit den Füssen in 15cm hohem Wasser. Unglaublich. Nach 30min ist alles wieder vorbei und wir lassen uns das Dessert und einen Rum-Cola schmecken.

 

 

 

Barranquilla

 

In Barranquilla waren wir nicht die Stadt besichtigen, sondern nur Einkaufen und wir versuchten nur beim vorbei fahren auf die Shakira-Statue in einem Park einen Blick zu erhaschen, weil es einmal mehr, wie aus Kübeln gegossen hat. Über die Küstenstrasse kommen wir nach Cartagena rein und nach 2h haben wir auch die knappen 20km durch die Stadt geschafft.

 

Cartagena

 

In Turbaco nahe Cartagena, quartieren wir uns bei Graham, einem sehr sehr netten Engländer, auf seiner kleinen Farm ein. Dies ist für uns der letzte “Camping-Platz” mit dem Lasti in Südamerika. Da das Verschiffungsdatum fest steht und wir von Seabridge eine umfangreiche Liste erhalt haben, was mitdarf und was nicht und dass der Lasti innen und aussen blitzblank sein muss, machen wir uns bei durchschnittlichen +32° ans grosse Ausräumen und Putzen. Da die Temperaturen dies jeweils nur am frühen morgen zulassen, stehen wir bei Zeiten auf, sind fleissig und hängen am Nachmittag im Schatten dann nur noch rum und am Abend wird dann jeweils zusammen gekocht, damit wir alle unseren übrigen Lebensmitteln noch aufbrauchen können. Leider fliegt die Zeit nur so dahin und wir beschliessen eine Hafen-Erkundungs-Motoradtour zu machen, damit wir nicht am Tag des Einrückens noch plötzlich einen Stresse haben. In der Zwischenzeit müssen wir auch noch zum Agenten und alle Papiere unterzeichnen, einiges an Bargeld hinblättern und für unsere Weiterreise müssen wir uns noch Koffer kaufen gehen. Wir hatten ausser zwei kleinen Reisetaschen ja keine dabei und für unsere bevorstehenden 5 Wochen bis zur Lasti-Abholung in Deutschland, werden wir für sämtliche Klimazonen Kleider und Schuhe brauchen.

 

 

Verschiffung

 

Einen Tag vor dem Termin, schlafen wir in einem Hotel in der Nähe des Hafens. Der Lasti ist brav auf dem Parkplatz parkiert und wir schlafen im Hotelzimmer. Am nächsten Morgen geht’s los. Wir müssen mit dem Lasti pünktlich am Morgen am Hafen eintreffen. Dann wie es halt so ist, warten wir dann mal ne gute Stunde bis es weitergeht. Ok, nun geht’s los, Lasti reinfahren, der Zoll will alle Dokumente und prüfen ob es wirklich ein Wohnmobil ist. Die Papiere stimmen und sein fachkundiger Blick erkennt sofort, dass es ein Wohnmobil ist, nachdem wir ihn in den Aufbau schauen lassen haben. Dann heisst es Fahrzeuge parkieren, noch etwas Papierkram machen und dann warten bis alle 3 Fahrzeuge abgefertigt sind. Mit dem Lasti zusammen verschifft auch der MAN und ein alter Opel Blitz. Dann geht’s weiter in die Stadt zu einem anderen Hafen. Wir erfahren jetzt, dass die offizielle Zollbehörde gar nicht vor Ort war, sondern am anderen Hafen die Papiere von unserem Agenten erwartet. Also hinfahren, Mittagspause machen, warten und warten und irgendwann bekommen wir das ok, dass alles in Ordnung ist. Am nächsten Tag müssen wir wieder in den Hafen wo die Fahrzeuge stehen. Jetzt steht die Drogenkontrolle an. Ein Polizist, drei Fahrzeuge, kein Hund. Was er sehen will nehmen wir raus und zeigen alles brav. Eine kurze Fahrzeuginspektion später ist alles ok. Veranschlag ist 4 h für alles, etwas über 7h hats Total gedauert. Als wir die Schlüssel abgeben wollen, sind wir 1 Minute zu spät, denn es ist 15.46. Der Schichtwechsel und Feierabend steht an. Die Hafencrew die uns 6h Stunden zugeschaut hat ist weg, keiner will die Schlüssel. Mit viel Tamtam haben wir dann via Agenten den Supervisor organisiert und die Schlüssel abgegeben. Jetzt noch rund eine Stunde nochmals Papierkram mit dem Polizisten. Endlich haben wir es geschafft. Es folgt, zweieinhalb kühle Bier, ok vielleicht waren es auch mehr... Erleichtert, dass wir nun alle Formalitäten erledigt haben, aber auch etwas angespannt und mit mulmigen Gefühl stehen wir nun ohne Fahrzeug in Cartagena. Dabei hilft es nicht, dass wir gesehen haben wie ein Hafenmitarbeiter kurz vor Feierabend, dass erste und neueste Fahrzeug, dass bereits fertig war mit der Kontrolle, versucht hat zum endgültigen Verladeort zu fahren. Abgesehen das er das Fahrzeug nicht starten konnte, ist er dann schlussendlich wortwörtlich mit dem LKW davon gehüpft. Kein schönes Bild! Aber jetzt hilft alles nichts, da müssen wir durch.

 

Wir verschieben in ein Hotel in die Altstadt von Cartagena, damit wir Cartagena selbst nochmals richtig geniessen können. In der Zwischenzeit organisieren wir unsere weitere Reise Richtung USA. Die Stadt ist toll und wir geniessen jeden Tag und vor allem die schönen Abende, wobei man auch um 21.30 selbst im sitzen schwitzt (vielleicht lags aber auch an der Kombination mit den feinen Cuba Libre’s). Nach einer Woche fliegen wir weiter in die USA, genauer nach Miami. Unser Ziel ist es bis nach Key West zu fahren und von Key West hoch bis nach New York, so können wie die Zeit überbrücken bis der Lasti in Bremerhaven ankommt.

 

Der Bericht über die USA bis zur Ankunft zu Hause folgt etwas später.

 

Leider endet hier das Kapitel Südamerika für uns vorerst. Es war noch viel schöner als wir es erwartet haben und wir sind froh, sind wir in Südamerika gestartet und haben soviel Zeit wie für uns möglich in Südamerika verbracht. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen. Es war einmalig und wunderschön.

 

 

Liebe Grüsse

 

CBontour